Viele Eltern kennen das Gefühl. Ihr Kind zeigt außergewöhnliche Fähigkeiten, stellt Fragen, die Erwachsene ins Grübeln bringen, oder lernt neue Dinge scheinbar mühelos. Doch dann kommt die Unsicherheit: Ist das wirklich Hochbegabung? Oder vielleicht doch nur eine Phase?
Oft stoßen Eltern in solchen Momenten auf Skepsis von Lehrern, Erziehern oder anderen Bezugspersonen. Aussagen wie „Ihr Kind ist doch ganz normal“ oder „Da interpretieren Sie zu viel hinein“ verunsichern zusätzlich. Doch genau an diesem Punkt möchte ich dir Mut machen: Vertrau auf dein Gefühl als Elternteil!
Dein Bauchgefühl zählt – warum Eltern oft richtig liegen
Niemand kennt dein Kind so gut wie du selbst. Du beobachtest seine Entwicklung, seine Interessen und Eigenheiten täglich. Studien zeigen, dass Eltern bei der Einschätzung einer möglichen Hochbegabung häufig richtig liegen. Warum? Weil du die subtilen Hinweise siehst – die, die im Alltag schnell übersehen werden.
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind „anders“ ist – schneller denkt, intensiver fühlt oder außergewöhnlich neugierig ist – lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn Unsicherheit sollte kein Hindernis sein, Antworten zu suchen.
2. Testen gibt Gewissheit – egal, wie das Ergebnis ausfällt
Ein Hochbegabungstest kann dir helfen, die Stärken und Bedürfnisse deines Kindes besser zu verstehen. Selbst wenn das Testergebnis keine Hochbegabung bestätigt, bekommst du wertvolle Einblicke in die Denk- und Lernweise deines Kindes.
Warum ist das so wichtig?
- Du bekommst Klarheit. Keine Unsicherheiten mehr, sondern Fakten.
- Du kannst gezielt fördern. Egal, ob es um besondere Begabungen oder um Herausforderungen geht – du weißt, worauf du achten musst.
- Du kannst Unterstützung einfordern. Wenn sich dein Verdacht bestätigt, hast du einen klaren Beleg, um in Schule oder Kita passende Fördermaßnahmen anzustoßen.
Wichtig: Auch wenn Lehrer oder Fachkräfte skeptisch sind, musst du ihre Meinung nicht als endgültig hinnehmen. Du hast das Recht, selbst aktiv zu werden.
3. Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Testen?
Viele Eltern fragen sich: Ist mein Kind noch zu jung? Sollte ich lieber warten?
Hier kommt es auf die individuelle Situation an:
- Wenn dein Kind sich unterfordert fühlt oder in der Schule auffällt (z. B. durch Langeweile oder Verhaltensänderungen), ist es sinnvoll, nicht zu lange zu warten.
- Wenn du unsicher bist, ob es sich nur um eine Phase handelt, kann ein frühzeitiger Test trotzdem hilfreich sein, um die weitere Entwicklung zu begleiten.
- Wenn Probleme im sozialen Verhalten auftreten – zum Beispiel, weil dein Kind Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden – kann ein Test ebenfalls unterstützen.
Mein Tipp: Sprich offen mit Fachleuten, aber lass dich nicht abwimmeln. Du entscheidest, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Hochbegabung und ADHS – Sollte man Hochbegabung zuerst testen?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass hochbegabte Kinder Verhaltensweisen zeigen, die auf den ersten Blick an ADHS erinnern. Dazu gehören:
- Hohe Aktivität: Oft sind sie ständig in Bewegung, wirken unruhig oder hyperaktiv.
- Konzentrationsprobleme: Sie können Schwierigkeiten haben, sich auf uninteressante Aufgaben zu fokussieren.
- Impulsivität: Schnelles Denken führt häufig zu impulsivem Handeln oder unüberlegten Antworten.
Warum ein Hochbegabungstest zuerst sinnvoll sein kann:
Ein Intelligenztest kann helfen, Klarheit zu schaffen, ob die beobachteten Verhaltensweisen auf eine kognitive Überlegenheit und Unterforderung zurückzuführen sind – oder ob tatsächlich Anzeichen für ADHS vorliegen.
Hochbegabte Kinder zeigen oft Merkmale, die fälschlicherweise als ADHS interpretiert werden, zum Beispiel:
- Gedankensprünge: Sie springen schnell zwischen Themen, weil sie Zusammenhänge schneller erkennen.
- Ungeduld: Sie verlieren das Interesse, wenn Aufgaben zu einfach oder zu repetitiv sind.
- Sensibilität: Eine hohe emotionale Sensibilität führt manchmal zu Überreaktionen.
Diagnose sorgfältig abwägen:
Ein Test auf Hochbegabung kann helfen, eine Fehldiagnose zu vermeiden. Wird nur auf ADHS getestet, ohne die Möglichkeit einer Hochbegabung zu berücksichtigen, besteht das Risiko einer falschen Einordnung. Eine umfassende Testung, die sowohl kognitive Fähigkeiten als auch Verhaltensmerkmale betrachtet, ist deshalb besonders wichtig.
4. Was, wenn mein Kind nicht hochbegabt ist?
Diese Frage beschäftigt viele Eltern. Doch die Antwort ist einfach: Es ist kein „Verlust“, wenn der Test keine Hochbegabung zeigt.
Denn auch dann weißt du mehr über dein Kind – seine Stärken, seine Schwächen und seine Lernstrategien. Du kannst es gezielt unterstützen, ohne im Dunkeln zu tappen.
Manchmal liegt die Herausforderung auch in anderen Bereichen, wie einer asynchronen Entwicklung oder speziellen Lernbedürfnissen. Auch das lässt sich durch einen Test klären.
5. Mein Rat: Warte nicht zu lange!
Wenn dein Bauchgefühl dir sagt, dass dein Kind anders ist, dann hör darauf. Lass dich nicht von den Meinungen anderer verunsichern – ob Lehrer, Verwandte oder Bekannte. Es geht um dein Kind und seine Zukunft.
Ein Test kann ein Schlüssel sein – zu mehr Verständnis, zu besseren Lernmöglichkeiten und zu einer Förderung, die wirklich passt. Und selbst wenn der Test keine Hochbegabung zeigt, hast du Gewissheit und kannst deinem Kind trotzdem die beste Unterstützung bieten.
Unsere persönliche Erfahrung – warum wir diesen Schritt gegangen sind
Ich weiß genau, wie sich viele Eltern fühlen – denn uns ging es genauso.
Auch bei unserer Tochter glaubte niemand, dass sie hochbegabt sein könnte. Uns wurde gesagt, wir würden übertreiben und sie sei völlig „normal“, sogar ausgelacht wurden wir. Doch unser Gefühl sagte uns etwas anderes. Wir sahen, wie sie dachte, hinterfragte und lernte – und wir wussten tief im Inneren, dass sie anders war.
Trotz aller Zweifel und Skepsis von außen haben wir auf unser Gefühl vertraut und selbst die Initiative ergriffen. Wir haben die Diagnostik auf eigene Verantwortung und Kosten in die Wege geleitet.
Das Testergebnis bestätigte unseren Verdacht – es war ein steiniger Weg, aber es hat sich gelohnt.
Deshalb möchte ich allen Eltern Mut machen: Hört auf euer Bauchgefühl! Wartet nicht darauf, dass andere euch bestätigen, was ihr längst wisst. Ihr kennt euer Kind am besten und habt das Recht, für seine Bedürfnisse einzustehen.
Fazit: Geh den ersten Schritt – es lohnt sich!
Als Eltern habt ihr die Verantwortung und das Recht, die Entwicklung eures Kindes aktiv zu begleiten. Vertraut auf euer Gefühl und wartet nicht darauf, dass jemand anders euch die Erlaubnis gibt, zu handeln.
Denn manchmal braucht es Mut, um für sein Kind einzustehen – aber es lohnt sich.
Was denkst du? Hast du Erfahrungen mit dem Thema Testen? Schreib es gerne in die Kommentare oder teile deine Geschichte!
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Hinweis
Hochbegabung hat, wie mein Motto sagt, viele Gesichter.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht jeder Hochbegabte all diese Facetten zeigt. Hochbegabung bedeutet nicht, dass alle Hochbegabten die gleichen Herausforderungen, Eigenschaften oder Stärken haben. Vielmehr gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten, wie sich Hochbegabung äußern kann – aber auch Bereiche, in denen sie nicht in Erscheinung tritt.
Die beschriebenen Erfahrungen und Eigenschaften sind Optionen, keine universellen Merkmale. Genauso wie nicht jeder Hochbegabte tief reflektiert, mit existenziellen Fragen ringt oder sich schwer abgrenzen kann, gibt es andere, bei denen diese Aspekte ausgeprägt sind. Hochbegabung ist individuell und einzigartig – und genau das macht sie so vielschichtig und spannend.